KI in der Medizin: Jetzt nutzen, sinnvoll weiterentwickeln

Kommentar von Joachim Bogner

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst mehr als ein Zukunftsthema – sie ist bereits heute ein integraler Bestandteil moderner Gesundheitsversorgung. Ob in der Patientenüberwachung, der Labordiagnostik oder der Radiologie: KI-basierte Anwendungen unterstützen Ärztinnen und Ärzte bei der Entscheidungsfindung, erhöhen die diagnostische Präzision und ermöglichen es, knappe Ressourcen gezielter einzusetzen. Damit leistet KI einen konkreten Beitrag zur Versorgungsqualität – gerade auch in einem zunehmend unter Druck stehenden System.

Nutzen, der heute schon spürbar ist
Ein gutes Beispiel ist die Radiologie: KI-gestützte Assistenzsysteme zur automatisierten Nachverarbeitung und Interpretation medizinischer Bilddaten wie CT- und MRT-Scans können anatomische Strukturen automatisch erkennen, Befunde standardisieren und Radiologinnen und Radiologen bei der diagnostischen Entscheidungsfindung unterstützen. Durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben werden Radiologinnen und Radiologen entlastet, es verbessert sich die Effizienz sowie die Qualität der Befundung. In der digitalen Labordiagnostik unterstützen KI-Systeme die Mustererkennung in großen Datenmengen, was z.B. bei Infektionserkrankungen oder onkologischen Fragestellungen zu schnelleren und zuverlässigeren Ergebnissen führt.

Auch in der Prozessoptimierung eröffnet KI neue Möglichkeiten: In Kliniken kann sie beispielsweise dabei helfen, OP-Pläne effizienter zu gestalten oder Wartezeiten zu reduzieren. Nicht zuletzt eröffnen neue Technologien wie generative KI zusätzliche Potenziale – etwa bei der klinischen Dokumentation oder im Wissensmanagement für medizinisches Fachpersonal.

Was es jetzt braucht: Infrastruktur, Anreize, klare Rahmenbedingungen
Damit das Gesundheitswesen den Nutzen dieser Technologien flächendeckend ausschöpfen kann, müssen die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu gehört eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, die eine sichere und interoperable Datenverarbeitung ermöglicht – sowohl innerhalb als auch zwischen Versorgungseinrichtungen.

Gleichzeitig braucht es geeignete Anreizsysteme: Wenn KI-Technologien dazu beitragen, Qualität und Effizienz zu verbessern, sollten sie auch finanziell abgebildet werden. Ein konsistenter und vorhersehbarer Erstattungsrahmen ist entscheidend, um Innovation und Verbreitung von KI-Anwendungen zu fördern.

Schließlich benötigen wir klare, praxistaugliche regulatorische Leitplanken. Sie müssen hohe Anforderungen an Sicherheit, Transparenz und Datenschutz erfüllen – ohne dabei den Zugang zu innovativen Lösungen unnötig zu erschweren. Hier gilt es, die richtige Balance zwischen Innovationsförderung und Patientenschutz zu finden.

Einordnung aus Sicht der Branche
Als Mitglied des AUSTROMED-Vorstands sehe ich es als zentrale Aufgabe, die Sichtbarkeit der Medizinprodukte-Branche zu stärken. Denn unsere #branchemitsinn schafft Innovationen für das Gesundheitswesen und #jobsmitsinn. Gerade im Bereich der KI zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir als Branche unsere Leistungen sichtbar machen und uns als Partnerin für Innovation in der Gesundheitsversorgung positionieren. Mit rund 60.000 Beschäftigten in über 600 Unternehmen leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung und zur Zukunftsfähigkeit des Standorts Österreich.

Fazit
Künstliche Intelligenz ist keine ferne Zukunftsvision mehr – sie ist Realität. Damit sie ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es ein zukunftsgerichtetes Gesundheitswesen, das Innovationsbereitschaft zeigt, fördert und klug steuert. Siemens Healthineers versteht sich dabei als aktiver Partner – in der Entwicklung neuer Technologien ebenso wie im Dialog mit Politik, Fachgesellschaften und Interessenvertretungen wie AUSTROMED.

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Dr. Joachim Bogner ist Mitglied des AUSTROMED-Vorstands und Geschäftsführer von Siemens Healthineers in Österreich. Er engagiert sich für Digitalisierung, Präzisionsmedizin und nachhaltige Gesundheitsversorgung.